Namibia – es geht los!
Endlich wieder Afrika!
An einem Freitag Mittag ging es los und wir fuhren mit dem Zug von Basel nach Frankfurt zum Flughafen. Wir wollten rechtzeitig dort sein, weil wir einen Upgrade in die Premium Economy Class der Air Namibia kaufen wollten und die Plätze in der Regel nur sehr begrenzt verfügbar sind. Bei unserer Ankunft waren die Check-in Schalter schon geöffnet und wir nur 10 Minuten später im Besitz unserer Upgrades und der Boardingkarten. Wir freuten uns nun sehr auf einen entspannten Flug und gingen in einem der Flughafenrestaurants essen.
Das Boarding begann rechtzeitig und so hoben wir pünktlich um 20:10 von Frankfurt ab und flogen Richtung Namibia. Zugegebenermassen war der Sonnenuntergang schöner als der Service und das Essen der Air Namibia. Aber das ist eigentlich egal, wir genossen die grossen Schlafsessel und verbrachten einen angenehmen Nachtflug.
Highlight des Tages: der Upgrade in die Premium Economy Class
Einkaufsmarathon in Windhoek
Wir landeten pünktlich um 5:10 Uhr in Windhoek, wo es noch dunkel war. Am Immigrationsschalter waren wir dank der Premium Economy Class nur die Dritten in der Schlange und mussten nicht lange auf den Stempel im Reisepass warten. Das Gepäck kam auch zügig und wir hatten noch eine halbe Stunde Zeit, bis uns Frank von Nambozi 4x4 Car Hire abholen würde.
Frank tauchte pünktlich auf und nach einem freundlichen Hallo fuhren wir zu seinem Büro nach Windhoek, wo wir die Formalitäten erledigten und unseren Toyota Hilux Doublecab in Empfang nahmen. Wir campen diesmal einige Tage und so hatte unser Hilux neben der normalen Ausstattung wie Kühlschrank, der über eine zweite Batterie läuft, Schaufel, Kompressor, Werkzeug, Ersatzreifen, Wasserkanister und Reifendruckmesser auch eine komplette Campingausrüstung inklusive Dachzelt an Bord.
Frank hatte schon alle unseren bisherigen Namibia Reisen organisiert und wir hatten uns noch einiges zu erzählen. Nach all diesen Plaudereien fuhren wir dann den kurzen Weg zur Casa Piccolo, wo wir eine Nacht bleiben würden. Der Empfang war sehr freundlich und unser Zimmer sauber und zweckmässig eingerichtet.
Nach einer kurzen Rast fuhren wir in die Melua Mall und machten eine Supermarkt Tour. Wir kauften alles an Lebensmitteln, was wir die nächsten 11 Tage brauchen würden: Grillfleisch war natürlich genauso dabei wie der unvermeidbare Wein in 5-Liter Fassungen zum 'Zapfen'
In Windhoek bekamen wir alles, was das Camperherz begehrt inklusive frischem Brot, Eier, Speck und Bohnen für das Frühstück und Kartoffeln, Zwiebeln und Dosengemüse für die Beilagen. Reichlich Wasser durfte natürlich nicht fehlen.
Nach dem Einkaufsmarathon entspannten wir uns im schönen, ruhigen Innenhof der Casa Piccolo und begannen das Buch 'Hummeldumm' von Tommy Jaud als Einstimmung zur Reise zu lesen. Ein leckerer Snack aus Mais-Schinken-Salat für Sandra und (tatsächlich! ) Matjes Stip für Gerd bei einem guten Bellingham Premier Grand Cru rundeten den Abend ab. Wir organisierten unsere Reisetaschen und Fotorucksäcke für die kommenden Tage und liessen den ersten Ferientag langsam ausklingen.
Highlight des Tages: die erfolgreiche Aktivierung der MTC SIM Karte für Désirée!
Fahrt von Windhoek in die Kalahari
Nach einer erholsamen Nacht und einem ausgiebigem Frühstück machten wir uns auf die circa 300km lange Fahrt nach Stampriet, wo wir drei Tage die Campsite des Kalahari Farmhouse * reserviert hatten.
Es gab auf der B1 kaum Verkehr und wir kamen gut voran, so dass wir bereits gegen 12 Uhr am Ziel eintrafen. Wir wurden freundlich mit einem Begrüssungssaft in Empfang genommen und waren dann sehr entäuscht, dass die Sundowner Fahrten nur ab der Kalahari Anib Lodge gehen, die 30 km zurück auf dem Weg nach Mariental lag. Hätten wir dies vorher gewusst, hätten wir uns direkt auf der Anib Lodge Campsite eingebucht!
Nun war es nicht mehr zu ändern und wir suchten uns einen schattigen Platz auf der Campsite. Es gab sieben Plätze, die alle mit einem Braai-Platz, einem Licht und Stromanschluss ausgestattet waren. Die sanitären Anlagen sind sehr geräumig und penibel sauber. Eine tolle Campsite, aber leider konnte man – aus Fotografensicht – nichts unternehmen
.
So richteten wir uns ein und übten das erste Mal, das Dachzelt aufzubauen. Es ging erstaunlicherweise recht unproblematisch, doch irgendwie sah es mit dem Regenschutz noch etwas gewöhnungsbedürftig aus
>
Gerd feuerte die Holzkohle an, aber irgendwie wollte die Kohle einfach nicht glühen – ob es am feuchten Sand lag ? Frustriert briet er unsere Steak dann in der Pfanne auf dem Gaskocher, aber geschmeckt hat unser erstes Campingessen bei leckerem Weisswein doch sehr! Es gab viele der hübschen weissen Kuhreiher, die uns Gesellschaft leisteten und neugierig beobachteten. Graubülbüls und Webervögel umflogen uns und wir waren bestens unterhalten.
Wir probierten unsere ersten Sternspuraufnahmen und zogen uns ziemlich müde bereits gegen neun Uhr ins Dachzelt zurück.
Highlight des Tages: die Kuhreiher
Kalahari – Spass mit Carlos 

Gut geschlafen hatten wir beide nicht in unserer ersten Nacht im Dachzelt. Wir waren oft wach und das Schlafen im Schlafsack war erstmal wieder gewöhnungsbedürftig. Trotzdem waren wir einigermassen ausgeschlafen und bereiteten unser Frühstück aus Bohnen in Tomatensauce, Spiegelei und Speck zu. Die Sonne wärmte uns bald und trocknete den Tau der Nacht.
Wir hatten uns dazu entschlossen, eine Nacht in die Kalahari Anib Lodge zu ziehen, um den Sundowner Game Drive in die roten Kalahari Dünen mitzumachen. Es gab leider keine Möglichkeit, dies individuell selber zu fahren.
Die Leute im Farmhouse waren so nett und arrangierten den Tausch für eine Nacht für uns und wir packten unsere Campingausrüstung zusammen. Das Dachzelt erstmalg einzupacken dauerte knappe 15 Minuten – na, da geht aber noch was! Bereits um halb zehn Uhr waren wir an der Kalahari Anib Lodge, wo man uns erwartete und wir unser Zimmer bezogen. Die Anib Lodge ist ein klassisches Touristen Durchgangshotel, wo auch oft Gruppen für eine Nacht bleiben. Wir hatten Glück und es wurden für heute keine grossen Gruppen erwartet.
Es gibt verschiedene Wanderwege in der Umgebung und wir zogen bald los. Das Gras stand aufgrund der vielen Regenfälle der vergangenen Monate sehr hoch und die ganze Umgebung war eher grün als das vertraute Gelb, das wir von unseren vorherigen Reisen kannten. Schnell sahen wir die ersten Springböcke, die vor uns über die Pad sprangen und im Tal, wo es Wasser gab, tobten zwei Regenpfeifer herum. Wir machten eine kurze Rast und wurden überraschend von zwei Gruppen Kuhantilopen rechts und links passiert. Schöne grazile Tiere!
Kurz nach der Pause trafen wir dann auf unseren persönlichen Carlos. Carlos heisst das Erdmännchen mit dem traurigen Schicksal aus dem Buch 'Hummeldumm', aber unser Carlos mümmelte zum einen zufrieden seine Wurzeln und posierte geduldig für uns. Ausserdem handelte es sich bei unserem Carlos um ein Kap-Borstenhörnchen, aber er erinnerte uns sehr an das Buch und es tat unserem Erlebnis keinen Abbruch – was für ein niedliches Kerlchen er doch war! Und glücklich war er noch dazu, würde ihm doch Carlos′ Schicksal so oder so sicher erspart bleiben
In der Ferne erspähten wir eine Gruppe Streifengnus, die vor uns kaum Scheu hatten und uns aus dem Wege gingen, als wir näher kamen. Viele Vögel, Springböcke und auch die vielen blühenden Blumen, wie die Grosse Wüstenkorbblume (Tripteris microcarpa), begeisterten uns. Auf dem Boden huschten Geckos und endlich einmal stand einer der Jungs für Gerd Model und er fotografierte den kleinen Kerl ausgiebig. Als wir zurück zur Lodge wanderten, trafen wir Gernot und seine Frau Ingrid, die wir als sehr nette Landsleute kennenlernten. Der Rückmarsch war daher sehr kurzweilig und nach einer erfrischenden Dusche war es auch schon Zeit für den Sundowner Game Drive.
In unserem Wagen fanden sieben Leute ausreichend Platz und unser Guide Deon lenkte den umgebauten Landrover zu einem Kameldornbaum mit einem sehr grossen Webervogelnest. Zu unserer aller Freude schlängelte sich im oberen Bereich eine Kapkobra durch das Nest, um Eier und Jungvögel der kleinen Webervögel zu erbeuten. Die Kapkobra gehört zu den giftigsten Schlangen, doch ich hatte wegen der süssen Vögelchen auch eine Träne im Auge
Die Schlange wurde ausgiebig bewundert und wir setzten die Fahrt fort. Mittlerweile kam die Sonne durch die Wolken und wir hatten das schönste Abendlicht, in dem Springböcke und Oryx Antilopen die Kulisse bildeten. Was für ein Genuss!!
Es gibt anscheinend nur einen Ort, an dem Giraffen zu finden sind und genau dort hatte sich ein anderer Landrover der Anib Lodge im Schlamm festgefahren! Die anderen Fahrer waren zwar voller Schadenfreude, aber natürlich sofort hilfsbereit und Deon funktionierte kurzerhand einen ausgedienten Plastikschlauch zu einem Abschleppseil um. Ein wenig wunderte es uns schon, dass alle Fahrzeuge ohne Seil unterwegs waren, da es doch viel Regen in der letzten Zeit gegeben hatte und es viele schlammige Stellen gab.
Doch Ende gut, alles gut und alle Teilnehmer konnten die Fahrt fortsetzen, bis wir die rote Düne für den Sundowner erreichten. Vorher hielt Deon nochmals an, um uns ein wenig von der Kalahari Wüste zu erklären. Sandra konnte kaum zuhören, denn zu schön waren die grünen Bienenfresser anzusehen, die neugierig um Deons Kopf kreisten. Was für schöne kleine Juwelen!
Auf der Sundowner Düne erwartete uns eine kleine Bar und wir suchten nach Motiven für das schöne Abendlicht. Dies war recht schwierig und so konnten wir auch nur einige Schnappschussaufnahmen machen und ansonsten den Wein beim Sonnenuntergang geniessen. Es war fast schon 'Hummeldumm'-lustig, wie alle wie auf einer Schnur aufgereiht auf der Düne standen und gegen die untergehende Sonne fotografierten
Die Fahrt ging geschwind zurück und Sandra flogen die Pollen nur so gegen das Gesicht. Das sollte sich rächen und zurück in der Lodge hatte sie dann auch den dementsprechenden Allergieanfall. Die mitgenommenen Schwarzkümmelkapseln halfen einigermassen und wir konnten frohen Mutes zum Abendessen schreiten.
Wir teilten einen Tisch mit Gernot und Ingrid und verbrachten einen sehr unterhaltsamen Abend bei einem guten Menü. Es gab noch einen kleinen Absacker und wir tauschten unsere Email-Adressen aus, bevor wir müde zu Bett gingen.
Highlight des Tages: die Oryx-Antilopen und die Bienenfresser
Kalahari
Wir verbrachten eine sehr erholsame Nacht und wollten eigentlich die schöne Landschaft im schönen Morgenlicht fotografieren. Der Wecker klingelte um 5:15 Uhr und Sandra warf einen Blick hinaus. Alles voller Wolken! Es sah aus wie an einem nebligen Morgen in Basel! Also wieder hingelegt und die Nachwirkungen der Allergie niedergekämpfen.
Gegen acht Uhr gingen wir zum Frühstück, das wir wieder sehr kurzweilig mit Gernot und Ingrid verbrachten. Wir wunderten uns, ob wir uns in der Sossusvlei wiedersehen würden – unsere Zeitplanung war trotz unterschiedlicher Route ähnlich. Wir verabschiedeten uns und machten uns bereit zur Abreise.
Wir bezahlten, beluden das Auto und wanderten nochmals durch die Umgebung der Lodge. Am Anfang sahen wir keine Tiere, doch zu unserem grossen Vergnügen nahm unser Carlos an derselben Stelle wieder sein Mittagessen ein. Natürlich stand er ebenso willig wie attraktiv Modell und wir verbrachten nette 20 Minuten zusammen.
Kurze Zeit später trauten wir unseren Augen kaum: wir sahen eine grosse Pantherschildkröte! Sie trabte langsam durch die Vegetation von Wasserloch zu Wasserloch und war von uns nicht gerade begeistert. Wir bewunderten sie daher nur kurz und liessen sie dann friedlich ihren Weg gehen.
Auf dem Weg zurück zur Lodge sahen wir die Kuhantilopenherde wieder sowie einige Springböcke und wir stoppten, um die schönen gelben Wüstenkorbblumen zu fotografieren. Es war mittlerweile wolkenlos und sehr heiss und wir waren froh, wieder zurück in der Lodge zu sein.
Nach einem erfrischendem Kaltgetränk fuhren wir zurück zur Kalahari Farmhouse Campsite, wo wir unsere 'alte' Campsite wieder in Gebrauch nahmen. Es sah nach Regen aus und wir bauten direkt unser Dachzelt auf. Und ja... endlich begriffen wir, wie das Regenzelt ordentlich gespannt werden muss ! Unser Dachzelt sah
nun richtig professionell aus! Nun stand noch das Grillieren aus. Gerd wollte sich das letzte Misserlebnis nicht gefallen lassen, kämpfte tapfer die Holzkohle nieder und wir konnten ein ganz echt gegrilltes Rindersteak mit Bratkartoffeln in Speck geniessen. Well done und Sandra war ganz stolz auf ihren erfolgreichen Grillmaxe!
Kurz nach dem Essen zog es sich immer mehr zu und wir räumten eilig unseren Kram zusammen. Da fing es auch schon an zu regnen und wir machten es uns mit der Flasche Wein und den Gläsern im Auto gemütlich. Der Hilux ist geräumig und es war irgendwie gemütlich, doch nach einiger Zeit nutzten wir eine Regenpause und zogen uns nach oben in unser Dachzelt zurück.
Highlight des Tages: Carlos zum Zweiten
Weiterfahrt ins Namib Rand Nature Reserve
Die zweite Nacht im Dachzelt war erholsamer als die erste Nacht – aus uns werden schon noch richtige Camper ! Es hat zwar nicht viel geregnet, aber Sandra war trotzdem schon sehr früh gegen halb fünf Uhr wach. Gut, dass sie in Windhoek eine Daten SIM-Karte gekauft hatte und so eine Stunde leise im Internet Nachrichten lesen konnte, bis Gerd auch aufstand und wir frühstückten.
Was wir in der namibischen Wüste erlebten, könnt Ihr im folgenden Kapitel lesen.
