Benzinknappheit vor Swakopmund
Sandra war natürlich wieder sehr früh wach und fand einige schöne Motive im Morgenlicht. Die Berge sehen im frühen Licht fantastisch aus, ebenso wie die attraktive Felsformation am Eingang des Camps.
Wir servierten unseren dankbaren Vögeln Frühstück in Form von Sonnenblumenkernen und Wasser, was sie freudig und lautstark in Anspruch nahmen . Es war schön zu sehen, wie die Jungsvögel ihre Eltern jagten, um auch ihre Portion abzubekommen. Genau wie unsere kleine Spatzenbande Uuhause in Basel! Wir frühstückten ebenfalls, packten unsere Sachen und schon bogen Gernot und Ingrid um die Ecke, um sich das Desert Camp anzusehen und um uns zu verabschieden.
Unser Benzintank war noch halb voll, vor uns lagen 350 km, aber wir tankten sicherheitshalber nochmal 20 Liter. Was sich später als sehr weise Entscheidung erweisen sollte
Heute ging es für eine Nacht nach Swakopmund, um noch Lebensmittel für die letzten beiden Campingtage zu besorgen. An sich mögen wir Swakopmund nicht so sehr, da es dort zu oft neblig ist und uns eher an einen trüben Novembermorgen in Basel erinnert. Die allgemeine Begeisterung für Swakopmund können wir daher nicht so ganz teilen. Auf dem Weg dorthin genossen wir die Ausblicke auf die roten Dünen, die bis zum Horizont reichten und grün bewachsen waren. Dann sahen wir kurz vor Solitaire plötzlich eine Gruppe von fünf Giraffen, die gerade die Schotterpiste überqueren wollten! Giraffen hatten wir noch nie in dieser Gegend gesehen und dementsprechend gross war unsere Begeisterung .
Wir parkierten den Hilux am Strassenrand und beobachteten sie über eine halbe Stunde lang bis sie es endlicht wagten, langsam und grazil über die Piste zu schreiten . Wieder einmal ein typisches unerwartetes Namibia Erlebnis!

Wir passierten den Gaub Pass und erreichten bald den kurvigen Kuiseb Pass und uns erwartete ein weiteres Highlight: auch das Kuiseb Revier lief reichlich und dieses viele Wasser in dieser Mondlandschaft war ein seltener und ebenso fantastischer Anblick, an dem wir verweilten. Danach wurde die Fahrt eintöniger und die Landschaft immer hässlicher. Wir passierten den Vogelfederberg, der fotografisch zwar sehr interessant ist, aber gerade in der prallen Mittagsonne lag. Kurz vor Walvis Bay zweigt die D1984 von der C14 ab, die direkt nach Swakopmund führt. Unsere Tanknadel neigte sich gegen Leerstand und wir fuhren hoffnungsfroh unserem Ziel entgegen. Das Glück endete sieben Kilometer vor Swakopmund, als die Strasse plötzlich gesperrt war. Kurz dahinter sahen wir auch warum: der Swakop River führte Hochwasser und war unpassierbar . Es blieb uns ein Rätsel, warum es möglich war, die Zufahrt zum
Spreetshooge Pass inmitten der namibischen Pampa zu sperren, aber keinen Hinweis am Abwzeig kurz vor Walvis Bay anzubringen, dass die Strasse nicht bis Swakopmund passierbar ist
! So mussten wir rund 25 Kilometer zurück fahren und der Pegelstand unseres Tanks nahm einen bedrohlich tiefen Stand an. Wir schafften es gerade noch mit rot leuchtender Warnlampe bis zur ersten Tankstelle in Walvis Bay! Wie wir später erfuhren, zeigt die Tankanzeige im Hilux nur den eingebauten Tank an und nicht den Stand beider Tanks, so dass ein Stand von 3/4 gerade mal rund 50 Liter sind! Hinterher ist man immer schlauer, man hat daraus gelernt und es ist ja nochmal gut ausgegangen
!
Auf Camping hatten wir nun keine Lust mehr und wir fuhren Sam′s Giardino Hotel * an, um dort eine Nacht zu bleiben. Wir waren dort schon 2002 und hatten sowohl Unterkunft als auch Essen und den dazu gehörenden Bernhardiner in bester Erinnerung. Wir bekamen ein Zimmer, registrierten uns fürs Abendessen und liefen in das Zentrum von Swakopmund, das nur 10 Minuten entfernt lag. Natürlich war es neblig
Das Abendessen im Sam′s war ein traumhaftes 5-Gang Menü, das Gerd in vollen Zügen genoss und Sandra nur die Vor- und Hauptspeise nahm. Es gab Lachs mit Rösti, Tomatencremesuppe, Salat, Rinderfilet mit Steinpilzrisotto und selbstgemachtes Vanilleeis als Dessert. Sam ist Schweizer, begnadeter Koch und Weinliebhaber mit eigenem gut sortieretem Weinkeller. Er verbrachte einige Zeit an unserem Tisch und wir führten sehr interessante und informative Unterhaltungen über Namibia und über die Schweiz.
Highlight des Tages: die Giraffen und die Tankstelle in Walvis Bay
Weiterfahrt nach Ameib
Trotz der guten Betten wachte Sandra schon sehr früh auf und bekam zum Glück bereits um halb sieben Uhr einen leckeren Kaffee von Sam. Gerd wachte etwas später auf und wir frühstückten. Es gab alles, was das Herz begehrte von Brot über Käse, Wurst, Marmelade, Bircher-Müesli, Joghurt und frisches Obst. Es war eine willkommene Abwechslung zu Ei, Speck und Bohnen!
Nach dem Frühstück wechselten wir noch etwas Geld und verliessen dann die neblige kleine Stadt Richtung Usakos auf der B2. Es waren nur 140 km bis zur Ameib Ranch, wo wir zwei Nächte campen sollten. Kurz vor der Farm mussten wir zwei Mal das fliessende Revier kreuzen, was Gerd begeisterte und Sandras Nerven etwas belastete
. Aber es ging natürlich ohne Probleme; auf den Hilux kann man sich eben verlassen
.
Angekommen auf der Farm wurden wir von Waltraud Kögl empfangen. Sie hat bereits ein gutes Alter erreicht und führt die Farm allein, aber mit strenger Hand. Im Jahr hat sie die Farm allerdings verkauft und ein lebenslanges Wohnrecht erhalten. Wir bekamen von ihr einen Lageplan zu den Plätzen mit Felsformationen
und suchten uns einen schattigen Stellplatz aus.
Nach dem Mittagessen war es sehr heiss und wir relaxten im Schatten bis wir um 15 Uhr in die Felsformationen fuhren. Bull′s Party, ein Fels der aussieht wie der Kopf eines Elefantenbullen, liegt fünf Kilometer von der Campsite entfernt. Der Fels sieht einem Elefanten wirklich ähnlich und wir schauten uns fasziniert diese kleine Welt aus Wollsackerosion an, die sehr an die Spitzkoppe erinnert. Eine Fülle von Motiven!
Auch hier flossen noch kleinere Bäche, die sich zu kleinen Pools stauten, in dem sich die Felsformationen schön spiegelten. Was für ein fabelhafter fotografischer Spielplatz, an dem wir uns so richtig austobten bis die Sonne bereits um kurz vor fünf Uhr hinter den Bergen verschwand.
Dieser Abstecher zur Ameib Ranch hatte sich wirklich gelohnt!
Zurück auf der Campsite machten wir unser Dachzelt nachtfertig und auch diesmal gelang Gerd wieder ein perfektes Feuer mit guter Glut zum Grillieren . Wir hatten in Swakopmund Wildfleisch gekauft und liessen es uns mit Bratkartoffeln bei Weisswein und Bier gut schmecken.
Highlight des Tages: die Felsformationen rund um Bull′s Party
Ameib
Selten hatten wir beide so schlecht geschlafen wie in dieser Nacht. Wir bekamen lange Zeit kein Auge zu und schliefen erst kurz vor drei Uhr ein. Trotzdem standen wir im Morgengrauen auf, legten das Dachzelt zusammen und fuhren zu den Felsformationen bei Bull′s Party.
Leider war es etwas wolkig und die Sonne kommt morgens auch erst eine Stunde nach Sonnenaufgang über die umliegenden Hügel. So kletterten wir die Felsen hinauf und genossen den Ausblick über die weite Ebene, bis das Sonnenlicht auch unsere Felsen beleuchete. Wir fanden einige nette Motive in der Pflanzen- und Tierwelt und auch heute spiegelten sich die Felsen in den kleinen Pools, die durch das immer noch leicht fliessende Wasser entstanden. Auf dem Rückweg beobachteten wir die bunten Rosenköpfchen (Agapornis roseicollis), die in einer grossen Pfütze ihr Morgenbad nahmen. Wirklich süsse kleine Papageien !
Zurück bei der Campsite gab es erstmal Milchkaffee und bald brutzelte ein leckeres Frühstück auf dem Gaskocher. Die Zeit bis 14 Uhr verbrachten wir mit Relaxen am Pool, Reisebericht schreiben und ein wenig Nachrichten im Internet lesen. Schliesslich fuhren wir wieder zur Bull′s Party und bekamen auch heute wieder ein herrliches Abendlicht mit fast schon kitschig wirkenden Spiegelungen in den Pools. Oben in den Felsen neben dem Elefantenkopf konnten wir ein Schlangenadler Paar in einem Baum ausmachen. Schön, dass wir diese majestätischen Adler auch noch mal gesehen haben!
An diesem Abend brieten wir das Fleisch in der Pfanne, da die Holzkohle verbraucht war und es unser letzter Camping-Abend war. Nach dem Essen gingen wir hinüber zur Bar und trafen auf eine Reisegruppe eines schweizer Fotoreisen Veranstalters. Wir tauschten uns eine Weile aus und lachten viel über unsere Erlebnisse. Sprachlos machte uns dann dies: wir erzählten, dass wir vor zwei, drei Jahren Strommasten auf dem Albula Pass fotografiert und per Bildagentur an ein schweizer Stromunternehmen verkauft hätten. Einer der Männer, der im Aufsichtsrat eines Stromunternehmens sitzt, stutzte und meinte, dass wahrscheinlich genau dieses Bild im Jahresbericht eben dieses Stromunternehmens abgebildet ist! Was für ein grandioser Zufall!
Steinmüde fielen wir nach einem Betthupferl auf unsere Matratze im Dachzelt und hofften, dass wir besser schlafen würden.
Highlight des Tages: die Spiegelungen der Felsformationen im Wasser
Weiterfahrt in den Erongo
Wir schliefen in der Tat viel besser und es war eigentlich die einzige Nacht, in der wir gut im Dachzelt geschlafen hatten. Dafür war heute das Zusammenlegen des Dachzeltes im Morgengrauen irgendwie umständlich und dauerte lange. Das ist wirklich etwas störend, wenn man morgens früh fotografieren möchte und erst das Dachzelt zusammenlegen muss. Die ruhige Idylle, die man in der Regel beim Camping haben soll, bezahlt man mit sehr viel Zeitaufwand und auch Arbeit. Irgendwie taugt dieses Camping für uns nix...
Wir fuhren zur Bull′s Party, wo bereits die anderen Fotografen auf die Sonne warteten, die aber nicht kam, weil es wieder sehr wolkig war . Immerhin schaute sie hin und wieder kurz durch die Wolken, so dass uns zumindest ein schönes Motiv gelang. Wir fuhren zurück zu den Rosenköpfchen und beobachteten sie dabei, wie sie ihre Jungen fütterten. Putzig!

Zurück auf der Campsite brutzelten wir unser letztes Frühstück, überraschenderweise wieder Ei mit Speck, Champignons und Bohnen. Wir packten die restlichen Sachen zusammen und machten uns alsbald auf den kurzen Weg zur Eileen Gästefarm am Rande des Erongo, wo wir uns schon sehr auf das Wiedersehen mit Rita und Frederick van Alphen freuten.
Im letzten Kapitel könnt Ihr über unsere tolle Zeit zum Abschluss der Namibia Reise im Erongo lesen.
