Anreise und Ankunft auf den Azoren
Eigentlich begann unsere Reise schon einen Tag früher, als Gerd′s Mutter ankam und wir alle am Spätnachmittag den Flugizug nach Zürich nahmen. Unser Flug nach São Miguel sollte bereits um 6:15 morgens abfliegen und so buchten wir uns nochmals in das Radisson Blu Airport Hotel ein, das sich ganz praktisch im Flughafenterminal von Zürich befindet.
Wir hatten am Vorabend unser Gepäck eingecheckt und so ging die Sicherheitskontrolle und Boarding am Samstag Morgen recht schnell. Wir hoben pünktlich ab und flogen zunächst nach Lissabon, wo wir über vier Stunden im langweiligen Transit Bereich des Flughafens verbrachten. Die SATA brachte uns dann endlich pünktlich nach São Miguel.
Ich ging direkt zum Schalter von Ilha Verde Rent-a-car , um die Formalitäten für die Autoanmietung zu erledigen und Gerd und seine Mutter sammelten unser Gepäck ein. Kurze Zeit später waren wir bereits auf dem Weg zu unserer ersten Unterkunft: der Quinta Altamira in Caloura auf São Miguel. Die Häuser befinden sich schön verteilt in einem riesigen Park und sind geräumig mit zwei Schlafzimmern, einem Badezimmer und einem grossen Wohnbereich mit eingerichteter Küche. Die Betten waren ziemlich klamm von der hohen Luftfeuchtigkeit, aber wir hatten glücklicherweise einen Radiator, den wir die meiste Zeit laufen liessen, um die Luftfeuchte und vor allem die Feuchte in den Betten zu reduzieren. Die Luftfeuchte ist auf den Azoren so gut wie nie unter 80% und alle Bewohner leiden unter der Feuchtigkeit in den Häusern: Kleidung oder Bettzeug wird ruckzuck kalt und klamm
Die Temperaturen lagen auch nur bei 15 Grad, was das Ganze mit der hohen Luftfeuchte noch ungemütlicher machte, vor allem für Gerds Mutter. So zogen wir also ein, verstauten das Essen, was wir zuvor noch im Supermarkt auf dem Weg gekauft hatten und machten eine kleine Tour zum Location Scouting.
Die Küstenlinie von Caloura ist sehr spektakulär, aber der Wind blies so heftig, dass an Fotografie nicht zu denken war. Die feine Gischt von See durchnässte uns innerhalb von Sekunden und der Wind würde das Stativ einfach nur die Klippen hinunter wehen. So liessen wir den Tag ausklingen, hatten ein kleines kaltes Abendessen und gingen früh schlafen.
Highlight des Tages: die Ankunft
São Miguel
Gerd und ich standen früh auf und fuhren hinunter an die Küste von Caloura, um Fotos vom Lavastrand im Mondlicht zu machen. Es war ziemlich bedeckt, aber der Mond schien immer wieder durch Lücken schön auf die Felsen und das Meer.
Im Osten war nur ein kleiner Schimmer roten Lichtes zu sehen und wir wurden am ersten Morgen nicht mit schönen Morgenlicht belohnt. So gingen wir auch bald zurück und genossen ein ausgiebiges Frühstück mit Gerds Mutter.
Wir entschieden uns, einen Ausflug durch die Berge zum bekannten Wasserfall Caldeira Velha zu machen. Wir kamen am Kratersee Lagoa do Fogo vorbei, ein spektakulärer und junger Kratersee, der von dichter Vegetation und Wäldern umgeben ist. Wir bewunderten die Aussicht und setzten unsere Fahrt zum Parkplatz am Wasserfall fort, wo wir den kurzen Spaziergang zum Wasserfall machten. Um diese Zeit sind zum Glück noch nicht so viele Touristen unterwegs und wir hatten den Wasserfall fast für uns allein. Das Wasser ist warm und wird gestaut, damit Leute im Pool baden können,
aber wir hatten Glück, dass nur zwei Kinder zum Planschen gingen. Wir fotografierten vor uns hin, denn der Wasserfall bietet viele Möglichkeiten und es gab auch ein reichliches Vogelleben. Gerd gelangen einige schöne Aufnahmen der lebhaften Bergstelze, während ich mich auf den Wasserfall und die Vegetation konzentrierte.
Die ganze Gegend ist ziemlich heiss und einige Meter weiter gibt es Fumarolen, die vor sich hin blubbern. In der Tat 'Naturally boiling water', genau wie das Schild gewarnt hatte.
Wir fuhren zurück nach Caloura und assen in einem kleinen Restaurant am Hafen zu Mittag. Es gab ganz frischen Fisch und ich entschied mich für einen Drückerfisch und Gerd und seine Mutter für ein Thunfisch Steak. Ich weiss nicht, was die Ursache war – vielleicht einfach die Unmengen an Olivenöl, die hier verwendet werden – aber ich wurde nach zwei Stunden ziemlich krank und litt unter Erbrechen und Durchfall für den Rest des Tages. Es wurde zum Abend hin besser und ich hatte zumindest eine ruhige Nacht.
Highlight des Tages: Der Moment, als ich nicht mehr kotzen musste
São Miguel
Wir hörten das Prasseln von heftigem Regen, als der Wecker klingelte und so blieben wir dann auch liegen und verpassten einen weiteren Sonnenaufgang. Es war aber auch so besser, da sich mein Magen noch nicht ganz erholt hatte.
Wir frühstückten zusammen und machten uns auf den Weg zu den heissen Quellen von Furnas.
Das malerische Dorf liegt schön eingebettet in der Kaldera mit einer üppigen Vegetation und dem Kratersee von Furnas. Die heissen Quellen sind ziemlich beeindruckend – das Wasser kocht heftig und überall blubbern heisse Blasen im Wasser oder Schlamm.
Die Gegend ist überaus gut für Menschen mit kalten Füssen – man kann die Hitze im Boden sogar durch die Schuhe spüren
Wir schlenderten durch das Gebiet mit den heissen Quellen und Fumarolen und fuhren anschliessend hinauf zum Aussichtspunkt, um den Blick über das Dorf und den See zu geniessen.
Anschliessend besichtigten wir die Plantacoes de Cha Gorreana (Gorreana Teeplantage) auf unserem Weg nach Ribeira Grande und bewunderten die schönen, traditionellen alten Englischen Maschinen und Gerd probierte mit seiner Mutter den Tee, von dem sie auch ein paar Beutel kauften. Wir fuhren dann weiter nach Ribeira Grande, wo wir im einzigen offenen Lokal am Strand zu Mittag assen.
Während wir das Essen genossen, erreichte mich eine E-Mail von SATA, die uns über einen bevorstehenden Streik vom 1. bis 4. Mai informierte. Ups, unser Flug nach São Jorge sollte am 1. Mai fliegen und so eilten wir zum Flughafen nach Ponta Delgada, um uns nach Optionen zu erkunden. Es wäre sinnlos gewesen, erst am 5. Mai für nur zwei Tage nach São Jorge zu fliegen und wir entschieden uns dann lieber dazu, einen Tag früher am 30. April zu fliegen.
Die Dame am SATA Schalter war sehr hilfbereit und stellte uns neue Tickets ohne Zusatzkosten aus.
Wir fuhren danach zum Ilha Verde Büro in die Stadt und buchten auch den Mietwagen um – wieder völlig problemlos und ohne Gebühren. Der Nachmittag war nun schon fast vorbei und wir fuhren zurück nach Caloura, um die Koffer zu packen und sagten noch im Hotel Bescheid, dass wir einen Tag früher abreisen würden.
Wir machten noch einen Ausflug an die Küste gegen Abend, aber es war komplett bewölkt und wir machten nur ein paar lustlose Fotos. Zurück im Hotel fielen wir dann müde ins Bett.
Highlight des Tages: die heissen Quellen von Furnas
Weiterreise nach São Jorge
Dieser Morgen begann mit einem aussergewöhnlichen Erlebnis. Wir standen früh auf und erreichten die Küste von Caloura noch im Dunkeln, um Fotos vom Strand und der Lavaformationen im Mondlicht zu machen. Es wurde langsam hell, aber ich bemerkte sehr schnell, dass es ein weiterer lichtloser Morgen werden würde. So konzentrierte ich mich auf stimmungsvolle Aufnahmen der See mit den Felsen, als plötzlich der Boden unter meinen Füssen zwei Mal heftig schwankte
Als erstes fluchte ich über mein instabiles Stativ
, bis ich realisierte, dass das gerade ein Erdbeben war! Wir erfuhren später, dass es eine Stärke von 5.9 hatte und das stärkste der letzten 10 Jahre war
Das Epicenter lag nur 28 km entfertn auf See in einer Tiefe von 10 km.
Wir zogen weiter zu einer kleinen Bucht bei Caloura, wo ich mich auf Wellenfotos konzentrierte. Die Wellen hatten die ganze Zeit alle mehr oder weniger dieselbe Stärke und waren voraussehbar, aber plötzlich wurde ich von zwei aufeinander folgenden hohen Wellen erfasst und war völlig durchnässt! Auf einem Foto, das ich nur 15 Sekunden vorher gemacht hatte, sah ich spä die zwei Wellen, die total anders aussahen, aber ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob diese Wellen eine Art Mini-Tsunami waren, die von dem Erdbeben verursacht worden sind Merkwürdig war es aber trotzdem und es war so ganz anders als die berühmt-berüchtigte Regel, dass jede 10. Welle hoch ist! Hier ein Foto der Wellen, die sich danach innert Sekunden nochmal auftürmten

Tropfnass stapfte ich die Treppen zum Parkplatz hinauf und wir fuhren zurück ins Hotel. Wow, was für ein Morgen!
Wir frühstückten und in der Zwischenzeit hatte sich auch die Sonne durchgesetzt. Wir genossen ein wenig Sonnenschein auf der Terrasse, bevor wir zum Flughafen fuhren, das Auto abgaben und für unseren Flug via Terceira nach São Jorge eincheckten.
Was wir auf der tollen Insel São Jorge erlebten, könnt Ihr im nächsten Kapitel lesen.
Alle Fotos von den Azoren findet Ihr in den Azoren Fotogalerien auf unserer Webseite.
