Stadtbesuch von Rouen in der Normandie
Herzlich Willkommen zu meinem kurzen Reisebericht von meiner Stippvisite in den Städten Rouen in Frankreich sowie Gent in Belgien auf der Rückreise von meiner Sommerreise in Irland und Nordspanien Anfang Juni. Ich verbrachte zunächst drei Wochen an der nordspanischen Küste und entdeckte wunderbare Küstenlandschaften in Asturien, Kantabrien und Galicien. Danach nahm ich die Fähre nach Irland, wo ich neun (sehr durchwachsene
) Wochen verbrachte.
Am 31. August verliess ich schliesslich Irland und nahm die Stena Line Fähre von Rosslare nach Cherbourg in Frankreich. Ich hatte eine Kabine gebucht und wachte am 1. September gut ausgeschlafen auf. Das Full English Breakfast ist auf der Fähre immer sehr gut und bestand aus Bohnen, Tomate, kleinen Kartoffeln, Würstchen, Spiegelei und Bacon. Es war eine Riesenportion, die ich mir schmecken liess und die mich bis lange in den Nachmittag hinein satt machte. Die Fähre erreichte Cherbourg pünktlich um 12:30 Uhr und ich kam mit als erstes von der Fähre runter – wow, das ging diesmal ja zügig
!
Ich fuhr dann in rund drei Stunden 300 Kilometer bis nach Rouen in die Normandie, wo ich das B&B Hotel Rive Gauche * gebucht hatte. Das B&B Hotel ist ein modernisiertes ehemaliges Ibis Styles Hotel. Die Zimmer sind recht klein und merkwürdigerweise in dunklem Türkis gestrichen. Die Farbe an sich fand ich sehr schön, macht das Zimmer aber noch dunkler, da es nur ein kleines Fenster gibt, das sich zudem nicht öffnen lässt. Das Bad war modern und alles sauber, die Dame an der Rezeption super nett und so war das Hotel insgesamt für den Preis in Ordnung. Für moderate sieben Euro konnte ich einen Parkplatz in der Tiefgarage dazu buchen und mein Bike an der Rezeption abstellen.
Diashow B&B Hotel Rive Gauche Rouen (Klick für grössere Bilder):Finde eine Unterkunft bei Booking.com *
Booking.comDas Wetter war nicht sehr gut und Regen deutete sich bereits an – verfolgt mich das irische Wetter etwa... ? So bummelte ich durch das grosse Einkaufszentrum, das sich direkt gegenüber vom Hotel befindet, ass eine Kleinigkeit und liess den Tag ausklingen.
Stadtrundgang in Rouen und Lichtfestival Cathédrale de Lumière
Das schlechte Wetter hatte sich über Nacht verzogen und nach dem Frühstück machte ich mich zu Fuss auf zur Stadtbesichtigung von Rouen. Das B&B Hotel liegt fussläufig von der Altstadt, so dass ich dem Bike zunächst eine Ruhe gönnen konnte.
Rouen ist die Hauptstadt der Normandie, hat rund 115.000 Einwohner und ist damit eine recht schnuckelige Stadt. Etwas überraschend ist die Stadt an der Seine zugleich die fünftgrösste Hafenstadt Frankreichs und das trotz grösserer Entfernung zum Meer. Es heisst, dass die die Lage der Stadt zwischen Le Havre und Paris strategisch schon immer gut und begehrt war. Noch heute besitzt der Seehafen grosse Bedeutung und Frachtschiffe von bis zu 260 Meter Länge und maximal 150.000 BRZ Tonnage steuern den Hafen an, der auf den Umschlag von Getreide, Mehl und Düngemitteln spezialisiert ist.
In Frankreich und über seine Grenzen hinaus ist die Stadt bekannt als die 'Stadt der 100 Glockentürme', die berühmten Horloges, von denen es bis zur Französischen Revolution in Rouen mehr als 100 gab! Heute sollen es nur noch rund 30 geben, wobei die Gros Horloge in der Altstadt die berühmteste und wahrscheinlich auch schönste ist.

Sehr schön ist, dass die Stadt das historische Zentrum mit seinen engen Gassen und Fachwerkhäusern zur autofreien Zone erklärt hat. Bis auf Anlieferungen und Taxis sind keine motorisierten Fahrzeuge erlaubt. Das tut der Altstadt mit ihren engen Gassen und mehr als 2000 enthaltenen mittelalterlichen Fachwerkhäusern sehr gut. Das Stadtbild erinnert fast schon ein wenig an die kleinen Städte im Elsass.
Den ersten Blick über die Seine zur Kathedrale erhaschte ich gleich nach Beginn meines Spaziergangs und war recht überrascht, die langen Hotelschiffe aus Basel am Anleger zu sehen. Aber es ist anscheinend nur die Reederei; eine Fahrt von Basel nach Rouen per Fluss ist nicht möglich. Kurz bevor man in die Altstadt und zur Gros Horloge abbiegt, steht der Turm der Église Saint-André de Rouen, eine alte Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert, die 1791 aufgelöst wurde und deren Turm noch heute erhalten ist. Seit 1958 steht der Turm unter Denkmalschutz.
Dann lief ich in die Rue du Gros Horloge, wo der Glockenturm schon von weitem kaum zu übersehen ist. Und auch nicht zu überhören, denn die Uhr schlägt alle 15 Minuten und ist in einen beeindruckenden Renaissance-Bogen integriert. Der Bogen ist reich verziert mit Skulpturen, Statuen und Ornamenten, die biblische und mythologische Motive darstellen. Die Uhr selbst ist mit einem goldenen Ziffernblatt versehen und verfügt über römische Zahlen; der Zeiger soll ein Lamm zeigen, was das Wappentier der Stadt ist. Das konnte ich allerdings nicht ausmachen. über der Uhr befindet sich eine graue Kugel, die sich je nach Mondphase Richtung schwarz ändert. Da Rouen Hafenstadt ist, war früher die Mondphase für die Schifffahrt wichtiger als die eigentliche Uhrzeit, da Ebbe und Flug den Alltag der Schiffe bestimmten. Am unteren Ende der Uhr befinden sich Symbole, die ein Bild für jeden Wochentag zur weiteren Bestimmung zeigen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Die Uhr wurde im 14. Jahrhundert während der Regierungszeit von König Karl V. errichtet und später im 16. Jahrhundert unter König Franz II. restauriert und erweitert. Die Gros Horloge war nicht nur eine Uhr, sondern auch ein Symbol für die königliche Autorität und die Bedeutung von Rouen. Die Uhr diente ursprünglich dazu, die Zeit für die Bürger von Rouen anzuzeigen. Sie hat jedoch im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Funktionen erfüllt und wurde auch als Gefängnis und Stadttor genutzt.
Ich habe die Uhr von beiden Seiten bewundert, aber das Innere natürlich nicht besichtigt. Dafür reicht mein Interesse einfach nicht – Anschauen reicht .
Am Ende der Rue du Gros Horloge kann man bereits einen der insgesamt sieben Türme der Notre-Dame de L′Assomption de Rouen sehen, die den Mittelpunkt der Altstadt bildet und mit Abstand das höchste Bauwerk von Rouen ist. Der Name bedeutet 'Mariä Aufnahme in den Himmel' und es gibt in Frankreich ungefähr 40 Kirchen mit diesem Namen. Bereits seit Beginn des 4. Jahrhunderts ist Rouen Bischofssitz; das Erzbistum besteht seit dem 5. oder 6. Jahrhundert und die Notre-Dame ist die Bischofskirche auf dem Place de la Cathédrale. Der von weitem sichtbare grösste Glockenturm misst 151 m Höhe und gilt als höchste Domspitze in Frankreich. Interessanterweise sind in der Kathedrale das Herz und die Eingeweide von Richard Löwenherz, dessen Geschichte mit Rouen eng verbunden ist, beigesetzt; sein Körper wurde in der Abtei Fontevraud bestattet. Ich habe zwar das Innere der Kirche angeschaut, aber sein Grab nicht bemerkt, obwohl ich sicher daran vorbei gelaufen bin .
Im Kunstbereich bekannt geworden ist die gotische Kathedrale übrigens durch den Impressionisten Claude Monet, der die Kathedrale zwischen 1892 und 1894 ganze 33 Mal zu jeder Tages- und Nachtzeit malte. Übrigens von einem Zimmer gegenüber, zu dem ich später an diesem Tag noch eine ganz spezielle Beziehung bekommen sollte...
Nach meinem Rundgang durch die Kathedrale lief ich durch die schönen engen Gassen mit den Fachwerkhäusern bis zum Place du Vieux Marché, wo am 30. Mai 1431 die Hexenverbrennung von Johanna von Orléans, Jeanne d′Arc, stattfand. Jeanne d′Arc ist auf immer und ewig mit Rouens Stadtgeschichte verbunden, nachdem die damals 19-jährige in einem vom katholischen Bischof von Beauvais angezettelten kirchlichen Verfahren schuldig gesprochen und zum Tod verurteilt wurde. Ganze 24 Jahre später erklärte die katholische Kurie sie nach einem Revisionsprozess zur Märtyrerin. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie heiliggesprochen. Jeanne d′Arc gilt seither als Schutzpatronin Rouens und als französische Nationalheldin. Seit 1979 steht an diesem Platz die Kirche St-Jeanne-d'Arc mit einem schlichten, aber hohen, Holzkreuz davor, das an die Verbrennung erinnern soll. Das Holzkreuz hab ich fotografiert, aber die Kirche fand ich wohl irgendwie doof und habe die Kamera nicht gezückt. Aber ich fotografiere ja auch nicht für einen Reiseführer...
Der Place du Vieux Marché ist eine interessante Mischung aus historischer Architektur von Fachwerkhäusern, gotischen Gebäuden und barocken Fassaden, die die Entwicklung der Stadt über die Jahrhunderte hinweg widerspiegeln. Der Name des Platzes bedeutet 'Alter Markt' und ist ein Hinweis auf die historische Nutzung des Platzes als Marktgelände. In der Nähe des Platzes gibt es immer noch eine Markthalle mit Lebensmittelgeschäften und offenen Marktständen, auf denen frische Produkte und regionale Spezialitäten angeboten werden. Alles sah frisch und lecker aus .
Nachdem ich meinen Stadtrundgang beendet hatte, schnappte ich mir mein Bike und machte eine rund 50 Kilometer lange Tour an der Seine entlang. Die Tour war flach und sehr einfach und so konnte ich mit der Geschwindigkeit gut Sport machen. Schön war die Fähre, die zu den Bacs de Seine, gehört und kostenlos über die Seine fährt. Es gibt mehrere Fähren, die zwischen Rouen und Le Havre kostenlos zwischen dem Nord- und Südufer der Seine verkehren und vor allem bei den Einheimischen als Alternative zu den mautpflichtigen Brücken beliebt sind. Auch ich hatte viel Spass mit der kleinen Fähre und genoss die Fahrt über die Seine.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ansonsten war die Fahrt entlang der Seine eher monoton und landschaftlich langweilig, aber ich war dankbar für die Bewegung. Zu guter Letzt fuhr ich noch hinauf zum Panorama Aussichtspunkt der Stadt, dem Panorama de la Côte Sainte Cathérine. Der Blick über die Seine und die Stadt mit dem markanten Turm der Kathedrale ist wirklich sehr schön, aber es war mittlerweile total bewölkt fast ohne Kontraste, was den Anblick deutlich schmälerte. Aber ja, ich hab es bis oben geschafft, genoss die Aussicht und die Pause, bevor ich mich zurück in die Stadt rollen liess.
Nach einem schnellen Abendessen marschierte ich wieder in die Stadt an der Gros Horloge vorbei bis zur Notre-Dame de Rouen. Das Licht war nun in der goldenen Stunde wunderschön und ich bekam mit meiner extremen Weitwinkelbrennweite von 12mm auch schöne Perspektiven ohne grosse stürzenden Linien hin. Als ich fertig war, setzte ich mich auf die Stufen und wollte auf die blaue Stunde und auf die Lichtshow, die unter dem Namen 'Cathédrale de Lumière' läuft und dieses Jahr vom 2. Juni bis zum 30. September stattfindet, warten.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Plötzlich sprach mich eine Lady an, die für die Lasershow auf der Kathedrale verantwortlich ist. Ihr Name war Elsa und sie fragte mich, ob ich mit ihr nach oben ins Obergeschoss kommen wollte zum Fotografieren. Na und ob ich wollte
!!! Elsa führte mich an der Security vorbei in den zweiten Stock in einen sehr grossen Raum. Es stellte sich heraus, dass dies das Zimmer war, von dem Claude Monet aus seine 33 Bilder der Kathedrale malte und ich hatte nun die Ehre, von hier – von seinem Fenster! – fotografieren zu dürfen. Das war schon irgendwie magisch, denn seit meiner frühen Jugend war ich von den Bildern Monets höchst fasziniert. Und nun war ich hier und malte mit Licht und meiner Kamera fast ehrfurchtsvoll die Kathedrale von seiner Position aus. Das war wirklich eine ganz spezielle Atmosphäre und ich konnte irgendwie Monets Geist spüren
! Im Zimmer gab es auch ein Bild von Monet aus der Zeit.
Es werden zwei Shows aufeinanderfolgend gezeigt: 'Les nouveaux mondes' zum Thema der Eroberungen zur See und 'Rendez-vous avec la lumière!' um das Thema Licht, mit echten Momenten der Interaktion mit dem Publikum. Den Zuschauern wird es ermöglicht, von ihrem Smartphone per QR-Code aus an der Projektion teilzunehmen und auf die Kathedrale projiziert zu werden, so dass diese Illumination jeden Abend anders ist. Die Shows wechseln übrigens jedes Jahr.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Beide Shows waren absolut genial und sensationell. Ich konnte sie auch in vollen Zügen geniessen, da ich eigentlich mit Fernauslöser immer nur für mehrere Sekunden auslösen musste und ansonsten die Shows mit meinen Augen geniessen konnte. Und mit Elsa hatte ich dabei noch nette Unterhaltung. Die Begegnung und der Abend haben mich mega gefreut und es war ein völlig gelungener Abend.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach dem Ende der zweiten Show verabschiedete ich mich herzlich von Elsa und lief mit einem Herzen voller Dankbarkeit und Gedanken an Monet durch die dunkle Stadt zurück zum Hotel. Was für ein schöner Tag!
Weiterreise nach Gent in Belgien
Licht am Morgen gab es heute keins, aber das war auch in Ordnung, weil Rouen für den Sonnenaufgang auch keine schöne Location hat, wie z.B. ein Panorama an der Seine. So liess ich mir am Morgen Zeit, frühstückte und packte dann das Auto. Ich fuhr heute in rund drei Stunden über öde Autobahnen bis nach Gent in Belgien.
Dort hatte ich rund drei Kilometer ausserhalb des Zentrums ein herrliches Zimmer mit En-Suite Bad in der B&B Lieven Bauwens * von Christine gebucht. Ich wurde sehr nett von Christine empfangen, auch wenn sie zunächst etwas zurückhaltend erschien. Doch sie taute bald auf und es stellte sich heraus, dass sie die Ur-Urenkelin von Lieven Bauwens ist. Lieven Bauwens (1769-1822) war ein bedeutender belgischer Industriepionier und Geschäftsmann und massgeblich an der Entwicklung der Baumwollindustrie in Belgien und Nordfrankreich beteiligt. Er war zudem ein Pionier bei der Einführung von Spinnmaschinen, aber auch politisch nicht ganz unumstritten, da er beschuldigt wurde, Technologien aus Grossbritannien geschmuggelt zu haben, was zu Spannungen zwischen Belgien und Grossbritannien führte. In der Stadt Gent wurde an der nach ihm benannten Strasse Lieven Bauwensplein ein Denkmal errichtet. Und so war ich nun zwei Tage bei seiner Ur-Urenkelin zu Gast und bekam meine Portion Geschichte.
Das Zimmer im Nebenhaus von Christine ist sehr gross und geräumig mit einem super bequemen Bett. Nebenan ist das offene Bad mit toller Dusche und einem kleinen Wohnbereich mit Tisch, Kühlschrank und Hospitality Tray. Mein Bike konnte ich in der Garage abstellen und das Auto fand einen Parkplatz vor dem Haus. Am Sonntag ist Parken in der grünen Zone frei; an den anderen Wochentagen kostet es moderate 3,50 Euro pro Tag. Der Parkschein wird am Automaten digital per Eingabe des Kennzeichens bezahlt und eine Bezahlung ist nur per Karte möglich.
Diashow B&B Lieven Bauwens in Gent (Klick für grössere Bilder):Das Wetter war gut und ich nahm mein Bike und machte eine erste Erkundungstour in die Stadt. Gent, am Zusammenfluss von Schelde und Leie, ist eine der wichtigsten historischen Städte in Belgien mit einer mehr als tausend Jahre alten Geschichte. Im Mittelalter war Gent eine blühende Handelsstadt und ein Mitglied der Hanse, was zu ihrem Reichtum nicht unerheblich beitrug. Das Stadtbild ist geprägt von gut erhaltenen und restaurierten mittelalterlichen Gebäuden, darunter prächtige Kirchen wie die St. Bavo-Kathedrale und das Schloss Gravensteen, ein imposantes mittelalterliches Schloss. Die Altstadt wird von malerischen Kanälen durchzogen, die von historischen Gebäuden gesäumt sind, wovon ich mich auch gleich überzeugen konnte.
Die Korenlei, am Fluss Leie, ist das Herzstück der Altstadt mit vielen wunderschönen süssen alten Häusern, die so typisch für das Stadtbild von Gent sind. Hier legen auch viele der Ausflugsboote ab, die eine rund 50-minütige Tour durch die Flüsse und Kanäle der Stadt anbieten. Nicht unweit befindet sich das Schloss Gravensteen an der Hoofdbrug, einer Wasserburg aus dem 10. Jahrhundert. Es war Samstag und die Stadt voller Menschen, die am Fluss und in den Gassen spazieren gingen und es sich in den zahlreichen Cafés und Restaurants schmecken liessen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Es reichte mir zunächst für einen ersten Eindruck, denn ich wollte mir morgen Gent intensiver anschauen. Nach einem kleinen Abendessen fuhr ich mit dem Bike zum Sonnenuntergang wieder zurück in die Stadt und hielt mich überwiegend an der Koren- und Graslei sowie an der Sint-Michielsbrug auf. Die steinerne Bogenbrücke mit einer Bronzestatue des Erzengels Michael und malerischem Blick auf mehrere Wahrzeichen der Stadt ist schon ein Motiv an sich!
Am schönsten ist allerdings das Panorama der mittelalterlichen Häuser, die sich malerisch in der Leie spiegelten und vom letzten goldenen Licht beleuchtet wurden. Dazu gehören das prächtige Alte Postgebäude mit dem von Big Ben nachempfundenen Uhrenturm, das Korenmetershuis sowie das Gildenhuis van de Vrije Schippers, das Zunfthaus der Schiffer, eins der am besten erhaltenen Häuser Gents.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Die Ausflugsboote fuhren um diese Zeit nicht mehr, so dass sich das Wasser vollständig beruhigen konnte und sich die Gebäude perfekt im Fluss spiegelten. Wie schön! Nach Sonnenuntergang gab es einen leicht rosa Himmel und ich blieb bis zur blauen Stunde. Mit dem Kontrast des Nachtblau und den gelb beleuchteten Häusern war es nochmal ein wenig schöner und einfach ein malerischer Anblick. Was für eine süsse Stadt Gent doch ist!
Diashow (Klick für grössere Bilder):
Nach diesem ersten erfolgreichen Abend fuhr ich mit dem Bike zurück in die B&B und liess den Tag bei einem Glas Wein ausklingen.
Stadtbesichtigung und Bootsfahrt in Gent
Mit dem Wetter hatte ich hier in Frankreich definitiv mehr Glück als in Irland und heute morgen begrüsste mich ein sternenklarer Himmel. So schwang ich mich aufs Bike und fuhr noch in der Dunkelheit an die Korenlei in die Stadt. Ich begann in der blauen Stunde mit denselben Motiven an der Alten Post von der Graslei aus und es sah einfach grossartig aus. Danach wechselte ich auf die andere Uferseite und setzte die Brücke mit der Sint-Michielskerk, einer Kirche aus dem 15. und 16. Jahrhundert, in Szene. Die Spiegelung war absolut perfekt und das Licht wunderschön – ich war begeistert!
Diashow (Klick für grössere Bilder):Bis zum Sonnenaufgang probierte ich noch einige andere Standpunkte von der Brücke aus mit der Alten Post, der grossen Sint-Niklaaskerk, einer gotischen Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Im Hintergrund ist noch der Turm der St.-Baafskathedraal aus dem 16. Jahrhundert zu sehen.
Als die Sonne schliesslich aufging, kehrte ich nochmal an die Korenlei zurück und fing ein paar Fotos im Morgenlicht ein. Es dauert allerdings eine ganze Weile, bis das Licht die Häuser und die Sint-Michielskerk erreicht. Ich war aber mehr als zufrieden mit meiner Ausbeute an diesem herrlichen milden Morgen und fuhr ziemlich happy zurück in die B&B.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Um neun Uhr ging ich hinunter ins Esszimmer, wo Christine bereits ein fantastisches Frühstück angerichtet hatte. Zu erwähnen ist noch, dass es mit 17 Euro extra zu Buche schlägt, was bei einer B&B erstmal ungewöhnlich ist. Aber dieses Geld ist bestens investiert und Christine hatte sich unglaubliche Mühe gegeben: sehr viele Sorten vorzüglichen französischen Käse, Hartkäse, Lachs, Fleisch, Erdbeeren, Joghurt, ein frisches Ei, Gipfeli, zwei (Zwangs-
)Brötchen und leckeren Kaffee aus dem Vollautomaten. Ausserdem gab es noch viel mehr, aber Brot, Marmelade und Butter verschmähe ich ja immer und hatte ich auf Nachfrage von Christine gestern schon angekündigt. Ich mag halt auch keine Lebensmittelverschwendung
. Trotzdem legte sie zwei Vollkornbrötchen mit Körnern dazu und bestand darauf, dass ich eins davon mit Käse und Schinken belegt 'for your city trip today!'
mitnehme – wie herzig! Christine leistete mir beim Frühstück Gesellschaft und so liess ich es mir bei einer unterhaltsamen Plauderei schmecken. Sie erzählte einiges von ihren Vorfahren, was ich sehr interessant fand. So wird Geschichte lebendig und ist weniger trocken.
Mit einem Bauch voller Käse und Lachs fuhr ich dann mit dem Bike in die Stadt, parkierte es sicher und machte nun einen ausführlichen Rundgang durch die Stadt. Den begann ich natürlich an der Korenlei mit dem schönen Panorama der historischen Gebäude. Eine interessante und schöne Geschichte ist die des renovierten Marriott-Hotels, an dessen Fassade zwei zierliche goldene Schwäne voneinander weg schwimmen. Das ist natürlich kein Zufall, denn ein nach links schwimmender Schwan symbolisierte früher Frauen und ein nach rechts schwimmender Schwan war ein Zeichen für Alkohol. Das Haus hatte ursprünglich den Namen 'De Swaene' und mit Frauen und Alkohol hatte man im 16. Jahrhundert offensichtlich Spass! In der Ausschnittvergrösserung des Panoramafotos kann man die goldenen Schwäne an der Fassade gut erkennen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Ich passierte dann die Hoofdbrug mit dem schönen Blick auf die Burg Gravensteen, der Burg der Grafen von Flandern aus dem Mittelalter mit Wurzeln bis zurück zum 9. Jahrhundert. Es ist eine der grössten Wasserburgen Europas und kann zusammen mit dem Waffenmuseum besichtigt werden.
Nun wollte ich eine Bootstour machen und kaufte ein Ticket bei der Rederij De Gentenaer am Ufer der Leie. Die durch einen Guide moderierte Fahrt dauert 50 Minuten und das Ticket kostet 9,50 Euro. Unser Bootsführer war heute Pieter, der die Informationen und Geschichte über Gent mit viel Humor und Spass präsentierte und ich so einiges über die alte Handelsstadt und ihrer Verteidigung gelernt habe.
Das Boot fuhr die Leie hinunter und machte einen kurzen Abstecher zur Burg Gravensteen, die auch aus der tiefen Perspektive über dem Wasser beeindruckend aussah. Weiter ging es durch die Graslei und Korenlei vorbei an den schönen alten Häusern, die mir mittlerweile schon so vertraut waren. Wir fuhren am Gefängnis vorbei und bogen in die Ketelvaart ab, wo man einen Blick auf das imposante Gerichtsgebäude (Hof van Beroep) werfen kann. Weiter ging es durch einen dunklen niedrigen Tunnel bis zur Geeraard de Duivelsteen, einer Burganlage aus dem 13. Jahrhundert, in der sich heute das Reichsarchiv befindet. Es steht übrigens direkt an der Kreuzung, wo sich das Denkmal von Lieven Bauwens befindet.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Hier drehten wir um und fuhren seltsamerweise denselben Weg zurück. Man hätte eigentlich auch eine Runde fahren können. So passierten wir nochmal die Sint-Michielskerk, Korenlei und Graslei und fuhren in den kleinen Sackgassenkanal an der Burg Gravensteen vorbei hinein. Nach einer kurzen Fahrt in der Leie vorbei an schönen alten Häusern erreichten wir wieder den Anlegesteg.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Es war eine schöne kurzweilige Fahrt bei bestem Wetter mit einem gut gelaunten Guide und vielen Informationen. Top Empfehlung!
Nun setzte ich meinen Stadtspaziergang fort und lief durch die Gassen bis zur Geeraard de Duivelsteen, die ich von der anderen Strassenseite nun in ganzer Pracht sehen konnte; nebenan machte ich das Foto vom Lieven Bauwens Denkmal. Danach warf ich einen Blick in die grosse St.-Bavo-Kathedrale (St.-Baafskathedraal), die mit ihrem hohen Turm das Stadtbild dominiert. Die Geschichte der gotischen Kathedrale reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück, jedoch wurde die heutige gotische Kathedrale im 13. Jahrhundert erbaut und im Laufe der Jahrhunderte erweitert und renoviert. Im Inneren dominieren hohe Gewölbedecken, reich verzierte Kapellen, prächtige Glasfenster und ein beeindruckendes Kirchenschiff, was ich mit ein paar Fotos zu dokumentieren versuchte.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Weiter ging es durch die Stadt am prächtigen Genter Rathaus vorbei bis (mal wieder) zur Burg Gravensteen; diesmal von vorn und natürlich auch von der Brücke aus. Lustigerweise fuhr Pieter mit einer neuen Gruppe gerade in dem Augenblick unter der Brücke durch und war ein perfekter Vordergrund zur Burg . Ich schloss meinen Stadtrundgang an der Korenlei ab, verweilte mit einer Coki auf den Treppen und genoss die Atmosphäre dieser hübschen, lebendigen Stadt.
Nach einer Pause in der B&B fuhr ich dann nochmal in die Stadt, aber die Sonne verschwand zu schnell und zu früh hinter Wolken, so dass ich mich mit einem Foto der Wasserburg begnügte und diesen schönen Tag an der Korenlei mit einem Glas Wein beendete.

Sonnenaufgang in Gent zum Abschluss meiner Sommerreise 2023
Meinen letzten Tag dieser Sommerreise begann ich mit einem letzten Sonnenaufgang in der Stadt an der Graslei. Heute war es komplett wolkenlos und ich wurde von einer absolut perfekten blauen Stunde begrüsst. Ich mag ja beides: bunten Himmel und perfekt blau am Morgen. Es war zudem windstill und die Spiegelung makellos perfekt – ein paradiesisch schöner letzter Morgen, der mir hier geschenkt wurde !
Ich lief ein paar der mir so vertrauten Orte ab wie die Korenlei, die Burg Gravensteen und schliesslich die St.-Michielsbrug mit der Sint-Michielskerk im allerersten Morgenlicht. Was für ein schöner Abschluss meiner Tage in Gent und meiner Reise und ich fuhr mit dem Bike happy zurück in die B&B.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Nach einem letzten sehr leckerem Frühstück (und dem obligatorischen 'take a sandwich for your trip' ) und Plauderei mit Christine, packte ich meine Sachen und verliess Gent.
Meine Reise ging nach zwei Besuchen bei Freunden in Düsseldorf und am Rhein zu Ende und ich war nach drei Monaten am 9. September wieder Zuhause in Laufenburg.
Ich danke Euch für Euer Interesse und hoffe, Ihr hattet etwas Spass beim Lesen meines kurzen Städtereiseberichts und dass er Lust auf einen Besuch in diesen beiden schönen Städten macht.