Von der Isla Bonita La Palma über Teneriffa nach El Hierro
Unsere Übernebelungszeit auf den Kanaren begannen wir Anfang November mit vier Wochen auf der Isla Bonita La Palma (Link zu Reisebericht) und verweilten danach knapp zwei Wochen auf Teneriffa, bevor wir zwei Wochen über Weihnachten und Neujahr 2017 /2018 auf El Hierro verbrachten.
El Hierro ist nicht nur mit 270 km² die kleinste und mit 1,2 Millionen Jahren die jüngste Insel der Kanaren, sondern auch mit Abstand die ursprünglichste und vom Massentourismus völlig verschonte Insel. Aufgrund der Einzigkeit ihrer Vegetation und ihren umweltschonenden Bemühungen, ist sie seit 2000 als UNESCO Biosphärenreservat anerkannt. Es gibt auf der Insel rund 11.000 Einwohner und 2016 fanden rund 20.000 Besucher ihren Weg auf die Insel, von denen nur ein Viertel Ausländer waren. Dabei bietet die Insel unglaublich viel und ist durch ihre junge Vulkangeschichte vor allem für uns sehr interessant.
Landschaftlich ist die Insel mit keiner anderen kanarischen Insel vergleichbar, da die Vulkane schon sehr lange nicht mehr aktiv waren
und zum grossem Teil wieder mit Kiefern und anderer Vegetation bewachsen sind. Trotzdem bietet die Insel die grösste Vulkandichte aller kanarischen Inseln! Ausgenommen von der vulkanischen Ruhe ist der junge Ausbruch des Unterwasservulkans vor dem Küstenort La Restinga im Jahr 2011.
Touristische Sünden des Massentourismus sucht man auf El Hierro vergebens und wir hoffen, dass dies auch noch so bleiben wird. Doch den Einwohnern liegt ihre Insel am Herzen und sie legen wert auf einen nachhaltigen Tourismus und öffnen sich daher im Gegensatz zu den anderen Inseln nur sehr zögerlich und nachhaltig dem sanften Tourismus. Hotelburgen findet man keine, dafür aber zahlreiche Unterkünfte in der Natur. Die Strassen sind zwar mittlerweile zumeist asphaltiert, doch immer noch schmal und steil sowie mitunter auch halsbrecherisch ohne Leitplanken.
Autofahren auf El Hierro ist nichts für Angsthasen!
Wir nahmen am 21. Dezember die Naviera Armas Fähre mit unserem Mietwagen von Los Cristianos nach Puerto de la Estaca, dem Fährhafen von El Hierro unterhalb der Haupt'stadt' Valverde. Die Fähre legt auf Teneriffa fahrplanmässig erst um 17:30 Uhr ab und so verliessen wir die Insel im schönsten Sonnenuntergangslicht mit Blick auf den Teide. Selbst
der Touristenmoloch Los Cristianos sah im weichen Licht der untergehenden Sonne gar nicht mehr so schlimm aus
Wir passierten La Gomera und erreichten gegen 19:45 Uhr nach einer ruhigen Überfahrt El Hierro. Wir kontaktiereten Beatriz, unsere Vermieterin, mit der wir einen Treffpunkt an der DISA Tankstelle im Ortsteil Tigaday ausgemacht hatten, und kündigten unsere baldige Ankunft an. Es war bereits stockfinster, doch es gibt nur diese eine Hauptstrasse Richtung Frontera, die sich bei Valverde nochmals teilt. Einmal die Variante über die Berge oder die schnellere Variante durch den 2007 fertig gestellten Tunnel, die wir auch um diese Zeit wählten.
Wir kamen nach rund 35 Minuten in Frontera an, trafen Beatriz und fuhren zu unserer Unterkunft Villa La Hiedra * oberhalb des Dorfes. Ich glaube, wir haben damit die luxuriöste Unterkunft El Hierros gewählt
, aber wir waren hier auch extrem happy.
Das geräumige Haus verfügt über drei Schlafzimmer, einem grossen und gemütlichen Wohn- und Essbereich, einer voll eingerichteten Küche sowie zwei Bädern. Draussen befindet sich ein Pool, ein hübscher Garten und ein separater, eingerichteter Grillplatz. Der Fernseher hatte SAT Empfang mit deutschen Sendern und es gab (für mich ganz wichtig
) ein zuverlässiges Breitband Internet. Wir richteten uns ein, stellten unser Mini Weihnachtsbäumchen auf und genossen ein Glas Wein auf der Terrasse am Pool mit dem Blick in den Sternenhimmel. Später in der Woche gesellte sich regelmässig eine hübsche Katze zu uns, die sich gern und vor allem ausgiebig verwöhnen liess
Im grössten Ortsteil Taibique befindet sich alles, was man zum Leben benötigt. Allerdings sucht man die grossen Supermärkte der anderen Inseln wie Hiperdino, Spar, Lidl oder Carrefour vergeblich. Die einzige Kette, die in fast jedem Ort einen kleinen Laden hat, ist Terencio. Im Laufe der Zeit erlebten wir dort allerhand skurile Dinge, die in den Dreingaben an der Fleischtheke ihren Höhepunkt fanden! An Weihnachten wurde jedem Kunden ein eingeschweisstes Eisbein in die Hand gedrückt und an einem anderen Tag gab es als Leckerli eine grosse Rolle Mortadella zum (hervorragenden!) Schinken dazu. Ansonsten bekam man aber alles, was man braucht im Terencio mit Ausnahme von zuckerfreien Getränken. Da waren wir wirklich froh, dass wir ausreichend zuckerfreie Fanta Limón und Orange mitgebracht hatten!
Jeden Sonntag findet in Frontera ein Markt statt, wo die Bauern frisches Obst und Gemüse verkaufen und auch die alteingesessenen deutschen Einwanderer ihre Produkte anbieten. Zudem gibt es einen kleinen Kunstmarkt, wie er auf den Kanaren üblich ist. Wir kauften dort mit Vergnügen die vorzüglichen Ananas von El Hierro sowie frischen Mojo und probierten den wirklich sehr guten Wein des bayrischen Weinbauern Uwe Urbach. Er lebt mit seiner spanischen Frau seit mehreren Jahrzehnten auf der Insel und aus dem Hobby
Weinanbau ist mittlerweile ein liebevoll aufgebautes Geschäft geworden, das seine Kosten deckt. Speziell seine trockenen Weissweine, der Rosé Clarete und die trockenen Rotweine waren sehr gut und wir nahmen davon einige Flaschen für die nächsten Wochen mit. Danke Uwe!
Glücklicherweise haben auch auf El Hierro die wichtigsten Geschäfte an Sonntagen und späten Samstagen geöffnet. Mir kam das sehr zugute, als ich an einem Nachmittag ziemlich heftig auf den Lavafelsen am Strand ausrutschte und mir eine böse grossflächige Schürfwunde mit zwei Löchern zuzog . In einer Drogerie bekamen wir für die Erstversorgung Jodtinktur und Verbände, aber trotzdem entzündete sich die Wunde später
. Die ersten Tage konnte ich nur schwerfällig laufen und die Entzündung war auch nicht gerade förderlich. Erst nach 14 Tagen war der 'Spass' erträglich und ich werde nun neben meiner Kaikoura Narbe noch zwei El Hierro Narben am Schienbein haben
.
Das Wahrzeichen des El Golfo Talkessels ist der Glockenturm der Marienkirche Nuestra Señora de la Candelaria. Das Besondere ist, dass der Glockenturm getrennt von der eigentlichen Kirche weit sichtbar auf der Spitze eines Vulkankegels erbaut wurde. Besonders schön sieht der Glockenturm in der blauen Stunde nach Sonnenuntergang aus und von dort hat man auch einen schönen Blick über das Golfo Tal mit den Orten La Frontera und Tigaday.
Diashow (Klick für grössere Bilder):El Lomo Negro
Die beiden Aussichtspunkte Mirador de Lomo Negro I und II sind über eine atemberaubende
Passstrasse zu erreichen. Über zwei Kilometer zieht sich das schmale Band in Serpentinen den Berg hinauf und erreicht an einem schmalen Grad, wo es an beiden Seiten steil abfällt, seinen Höhepunkt. Natürlich gibt es keine Leitplanken und man hofft während der ganzen Fahrt, dass kein Auto entgegen kommt
! In einigen Teilen wäre das Ausweichen auf die steil abfallende Seite ein richtiger Albtraum. Wir hatten Glück und es kam uns nur einmal ein Auto beim Hochfahren entgegen
. Auf einer Fahrt hinunter haben wir die Kamera mitlaufen lassen – viel Spass beim Anschauen
Von den beiden Miradores wurden wir allerdings mit tollen Ausblicken auf die von Lava bedeckten Küste, den rot leuchtenden Vulkanen und den Pass belohnt. Wir wanderten ein wenig durch die Landschaft und genossen die schöne Natur und die Ruhe.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Playa del Verodal
An der Küste gibt es viele schöne und wilde Abschnitte und der Playa del Verodal ist einer der wenigen Sandstrände. Er eignet sich anscheinend wegen der Strömung nicht zum Baden, aber daran waren wir eh nicht interessiert. In der Umgebung gibt es allerdings einige sehr schöne Stellen, die wir im schönen Nachmittagslicht bis zum Sonnenuntergang besuchten. Es war herrlich, die letzten Sonnenstrahlen dort zu geniessen und auf das Licht zu warten. Wir hatten dabei auch sehr viel Glück, da der starke Wind mal nicht wehte und es wirklich sehr angenehm war. An einem Nachmittag traf ich auf eine fantastisch rot leuchtende Rote Klippenkrabbe, die im fast letzten Licht des Tages noch intensivere Farben zeigte.
An verschiedenen Tagen entstanden dabei diese Fotos.
Doch nicht nur der Strand und die Küste faszinierte uns, sondern auch die Umgebung zwischen Pass und Strand. Dort stehen (leider) noch einige der alten Bananenplantagen, deren Mauern das idyllische Landschaftsbild etwas kaputt machen. Vor einiger Zeit wollte man hier auf zwei Flächen Bananen anpflanzen, doch das rauhe Klima, wenig Sonne und Wasserprobleme liessen das Vorhaben scheitern. Und leider ist es hier nicht anders wie auf den anderen kanarischen Inseln: scheitert ein Vorhaben, wird es niemals zurückgebaut, sondern bleibt einfach stehen und verfällt
Aber es gibt genügend Möglichkeiten, diese Mauern zu verbergen und so gelangen uns dennoch einige ansprechende Aufnahmen der attraktiven Küstenlandschaft im besten Spätnachmittagslicht.
Arco de la Tosca
Der Arco de la Tosca am Punta de la Dehesa ist sicherlich der bekannteste Basaltbogen in El Hierro und natürlich liessen es wir uns auch nicht nehmen, ihn zu verschiedenen Zeitpunkten zu fotografieren. Der Felsbogen ist rund 25 Meter hoch und damit der grösste Bogen der Insel und dementsprechend beeindruckend. Nicht minder beeindruckend waren die Fischer, die auf engen, steil abfallenden Pfaden auf den Bogen kletterten, um von dort mit langen Angeln Fische zu fangen
.
Das hübsche Felsentor ist eigentlich zu jeder Tageszeit und sowohl bei ruhiger als auch bei stürmischer See sehenswert und ein Erlebnis und die folgenden Fotos entstanden in den verschiedenen Lichtstimmungen über alle Tageszeiten verteilt.
Diashow (Klick für grössere Bilder):
Punta de la Dehesa
Der bereits angesprochene Punta de la Dehesa zieht sich mit einer atemberaubenden Lavalandschaft von den Arenas Blancas bis hin zum Felsentor und auf dem Weg entdeckt man praktisch hinter jeder Kurve des Wanderweges ein neues Motiv! Die Lava hat dort viele markante Basaltformationen und eine schroffe Steilküste in einer Schönheit geschaffen wie es nur die Natur kann. Auch in diesem Küstenabschnitt verbrachten wir viel Zeit und hatten viel Spass dabei, neue Standpunkte und auch Felsentore zu entdecken.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Las Puntas
Der kleine Ort Las Puntas liegt direkt an der Tunnelausfahrt am Meer und dort ist das selbst ernannte kleinste Hotel der Welt, das Punta Grande, beheimatet. Es befindet sich in einem umgebauten Lagerhaus und hat vier Zimmer. Früher war es sogar mal als kleinstes Hotel der Welt im Guinnessbuch der Weltrekorde! Das Hotel sieht wirklich sehr niedlich aus und hat eine tolle Lage in diesem Ferienort.
Ein weiteres Highlight ist das Felsentor, das sich unweit vom Hotel an der ziemlich hässlichen Badeanstalt befindet. Als mein Schienbein noch beim Klettern und Laufen schmerzte, war dies eine gut erreichbare Stelle für mich. So verbrachten wir auch hier einige schöne Stunden und genossen das Meer, die Sonne und die prächtigen im Sonnenuntergangslicht rot leuchtenden Steilwände.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Charco Azul
Als Charcos werden auf den Kanaren die natürlichen Meerwasserschwimmbecken bezeichnet, die sich in den Felsen befinden und beim richtigen Wasserstand zum Baden im glasklaren Wasser einladen. Eine davon ist die beliebte und bekannte Charco Azul am Golfo, wo Wege und Badestege angelegt wurden. Wasser und Wind haben dort durch Erosion wunderbare Basaltformationen geschaffen und es gibt natürlich auch wieder ein kleines Felsentor, das sich vor dem grün schimmernden Wasser befindet
.
Der Parkplatz befindet sich einige Höhenmeter über dem Strand und auf dem Weg hinab über unzählige Stufen kann man immer wieder verweilen und die grandiose Aussicht über die Steilküste und den mitunter stürmischen Atlantik geniessen.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Mirador de la Peña
Dieser Aussichtspunkt mit sehr gutem Restaurant befindet sich gut sichtbar hoch oben über der Tunnelausfahrt mit einer atemberaubenden Aussicht über das El Golfo Tal. Von hier aus kann man gut erkennen, wie der gigantische Erdrutsch das schöne Tal vor vielen Millionen Jahren entstehen liess. Es gibt mehrere Aussichtsterrassen, von denen man die kleinen Weiler im Tal und die Küstenlinie mit den steilen Basaltwänden aus der Vogelperspektive bewundern kann. Der Aussichtspunkt wurde übrigens durch den bekannten Künstler und Architekten César Manrique aus Lanzarote entworfen und von der Kanarischen Regierung zu einem Ort von besonderer kultureller Bedeutung erklärt.
Übrigens gibt es für den Mirador auch einen Stempel im El Hierro Pass, dem ich mit all seinen Attraktionen ein eigenes Kapitel gewidmet habe: El Hierro Pasaporte . Eine wirklich tolle Idee und gut gemachte Informationszentren, die dem Besucher die Geschichte, Kultur und Erdgeschichte der Insel näher bringen.
Es fällt hier auch zum ersten Mal auf, dass der Ananasanbau auf El Hierro dominiert und nicht wie auf den anderen Inseln die Bananenplantagen. Die meisten exportierten Ananasfrüchte kommen daher auch von dieser kleinen Insel und wir haben dieses köstliche Obst sehr oft frisch genossen.
Das Restaurant ist höherpreisiger als andere Restaurants, aber das Essen und die sensationelle Aussicht durch die verglaste Fensterfront ist es auch durchaus wert. Es gibt kein 08/15 Essen auf der Karte und alles wird frisch zubereitet. Gerd wählte Thunfisch und ich Seebrasse und wir genossen das ausgezeichnete Essen bei einer Flasche guten kanarischen Weisswein.
Diashow (Klick für grössere Bilder):Im folgenden Kapitel könnt Ihr lesen und sehen, wie es hoch über dem Golfo aussieht und wie wir die schiefen Wacholderbäume auf einem Ausflug erkundeten.